Wie unterschiedlich die Symptome einer Glutenunverträglichkeit ausfallen können, habe ich selbst erlebt. Noch vor 20 Jahren reagierte ich nur auf Birken- und Gräserpollen, Hausstaubmilben sowie Äpfel, Birnen und Papaya. Mit der Zeit folgten etliche Sorten an Steinobst. Schlussendlich entwickelte ich alle Symptome eines klassischen Reizdarms, litt unter eingerissenen Mundwinkeln, Kopfschmerzen, plötzlichen Müdigkeitserscheinungen bis hin zu allergischen Reaktion mit starkem Juckreiz und Quaddelbildung.
Welche Symptome können bei einer Glutenunverträglichkeit auftreten?
Die Symptome einer Glutenunverträglichkeit können sehr vielfältig und voneinander unabhängig sein. Häufig kommt es zu Problemen im Magen-Darm-Trakt, wie Blähungen, Durchfall oder Verstopfung. Einige Betroffene leiden aber auch unter Beschwerden beim Atmen, plötzlichen Kopfschmerzen oder Müdigkeit. Die Symptome reichen bis zu Gelenkschmerzen, Nachtschweiß und Hautprobleme, wie Ausschläge, Schwellungen und Ekzeme.
>> Hier kommst du zur Übersicht der häufigsten Symptome.
Beachte jedoch, dass die meisten Symptome in der Liste möglicherweise auch andere Ursachen haben können. Sie dienen daher nur als Indiz.
Vertrage ich kein Gluten?
Was man bei einem Verdacht tun sollte
Wenn einige Symptome auf eine Glutenunverträglichkeit hindeuten, solltest du dich an einen Facharzt oder deinen Hausarzt wenden. Da die Symptome so vielfältig sind, kommen häufig auch eine Reihe weiterer Ursachen infrage. Wichtig ist, dass die Tests vor einer Ernährungsumstellung durchgeführt werden. Denn ist die Gesamtmenge an Antikörpern zu gering, können sie bei einer Blutuntersuchung nicht oder nur schwer nachgewiesen werden.
Wie kann ich mich auf eine Glutenunverträglichkeit testen oder testen lassen?
Dünndarmbiopsie
Für die Bestimmung einer Zöliakie oder einer Glutensensitivität gibt es verschiedene Testmethoden.
Die sicherste Methode, um eine Zöliakie festzustellen, ist die Dünndarmbiopsie. Die Aufnahme von Gluten verursacht bei Zöliakie-Betroffenen Entzündungen der Dünndarmzotten. Hierdurch bilden sich die Darmzotten zurück. Diese Schädigung lässt sich sehr verlässlich anhand einer Gewebeprobe aus dem Dünndarm nachweisen. Bei Umstellung der Ernährung regenerieren sie sich dann aber schon binnen kurzer Zeit. Daher muss die Dünndarmbiopsie vorher erfolgen.
Professioneller Allergie-Test
Einfacher als die Dünndarmbiopsie ist die Durchführung eines Glutenallergie-Tests. Hierfür untersucht der Arzt eine Blutprobe auf bestimmte Immunglobuline. Diese Art von Antikörpern richtet sich aufgrund der Gluten-Aufnahme gegen die Darmschleimhaut. Meist können die Immunglobuline im Blut nachgewiesen werden. Ist ihre Menge jedoch zu niedrig, können sie gar nicht oder nur schwer erkannt werden. Daher kann es bei diesem Test auch zu falschen Ergebnissen kommen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von über 74 Prozent ist die Verlässlichkeit des Glutenallergie-Tests aber recht verlässlich.
Zöliakie-Selbsttest
Inzwischen findet man in Apotheken und im Internet diverse Zöliakie-Selbsttests. Mit diesen lassen sich die für die Zöliakie typischen Antikörper, wie auch beim Glutenallergie-Test anhand eines Bluttropfens nachweisen.
Da die frei erhältlichen Tests jedoch ungenau seien, rät die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechsel-Krankheiten von einem Zöliakie-Selbsttest ab. Er kann eine umfangreiche ärztlich Untersuchung mit einem professionellen Bluttest nicht ersetzen. Hinzu kommt, dass der Test selbst bezahlt werden muss, wohin gegen die Untersuchung beim Arzt von den meisten Krankenkassen übernommen wird.
Ernährungstagebuch
Bei der Prognose kann ein Ernährungstagebuch hilfreich sein. Dabei werden alle Symptome und Nahrungsmittel, die man zu sich nimmt, festgehalten. So lassen sich bestimmte Lebensmittel oder eine bestimmte Kategorie als Auslöser ausschließen bzw. festlegen. Gerade bei Fertiggerichten ist es jedoch oftmals aufwändig alle Zutaten aufzuschreiben. Um den Auslöser einer Glutenunverträglichkeit vollständig zu identifizieren, müssen jedoch alle Zutaten und aufgeführten Spuren sorgfältig eingetragen werden. Die genaue Beschreibung der Symptome kann dem Arzt Hinweise darauf geben, ob es sich um eine Unverträglichkeit oder um eine allergische Reaktion handelt.
Was muss ich bei einer glutenfreien Ernährung beachten?
Nach dem bestätigten Verdacht empfiehlt sich in jedem Fall, die Ernährung anzupassen und auf glutenhaltige Nahrungsmittel zu verzichten. Wer sich gerne hinsichtlich seiner Ernährung beraten lassen möchte, kann sich an einen spezialisierten, registrierten Ernährungsberater wenden. Das ist besonders dann sinnvoll, wenn der Hausarzt mit dem Thema Glutenunverträglichkeit nicht so gut vertraut ist.
Wer auf Gluten verzichten muss oder möchte, hat immer noch eine riesige Auswahl an Lebensmitteln. Hierbei ist jedoch eine ausgewogene und vollwertige Ernährung um so wichtiger. Denn auf die nährstoffreichen, klassischen Getreidesorten muss verzichtet werden. Viele Grießsorten, Mehle und Vollkornprodukte aus Weizen, Dinkel, Roggen und Gerste sowie deren Erzeugnisse, wie bspw. Bier enthalten Gluten. Darüber hinaus können einige Getreidesorten und Gewürze, die von Natur aus glutenfrei sind, durch die Verarbeitung mit Gluten kontaminiert sein. Dies ist häufig bei Hafer der Fall.
Gluten wird üblicherweise auch in vielen verarbeiteten Lebensmitteln, wie Konserven und Fertiggerichten verarbeitet. Häufig wird es auch Lebensmitteln zugesetzt, bei denen man es nicht erwarten würde. Eine glutenfreie Ernährung kann daher nur dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn die Zutaten auf den Etiketten der Produkte detailliert überprüft werden. Wenn man sich jedoch hauptsächlich auf den Verzehr frischer, glutenfreier Vollwertkost konzentriert, ist eine glutenfreie Ernährung recht einfach. Denn viele gesunde Lebensmittel sind von Natur aus glutenfrei. Hierzu zählen bspw. Obst, Gemüse, frisches Fleisch und Fisch, Hülsenfrüchte, bestimmte Vollkornprodukte, Milchprodukte und Öle.
>> Hier findest du eine detaillierte Liste mit dem Großteil aller glutenfreien Lebensmittel.
Die Symptome einer Glutenunverträglichkeit im Überblick:
- Blähungen und Völlegefühl
Blähungen treten sehr häufig auf und können viele Ursachen haben. Doch sie können auch ein Anzeichen für eine Glutenunverträglichkeit sein. Denn sie sind eine der häufigsten Beschwerden bei Personen, die empfindlich oder intolerant auf Gluten reagieren. Häufig geht ein aufgeblähter Bauch mit einem starken Völlegefühl einher. Studien zufolge leiden rund 87% der Personen unter Blähungen und einem starken Völlegefühl, bei denen ein Verdacht auf eine Glutensensitivität besteht. - Durchfall, Verstopfung oder veränderter Stuhlgang
Gelegentlich unter Durchfall oder Verstopfung zu leiden, ist völlig normal. Wenn es jedoch regelmäßig vorkommt, sollte man sich besser untersuchen lassen. Denn häufiger Durchfall kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen, wie z. B. Elektrolytverlust, Dehydrierung und Müdigkeit. Eine Glutensensitivität kann häufig Verdauungsbeschwerden verursachen. Bei mehr als 50% der glutenunverträglichen Personen tritt regelmäßig Durchfall auf, während es bei etwa 25% zu Verstopfungen kommt. Bei Zöliakie-Betroffenen kann es aufgrund einer schlechten Nährstoffaufnahme zu blassem und stark riechenden Stuhl kommen. - Bauchschmerzen
Bauchschmerzen sind nicht ungewöhnlich und können zahlreiche Ursachen haben. Es ist jedoch auch das häufigste Symptom einer Glutenunverträglichkeit. So leiden bis zu 83% der Betroffenen einer Glutenunverträglichkeit unter Bauchschmerzen und Beschwerden, nachdem sie Gluten gegessen haben. - Autoimmunerkrankungen
Zöliakie ist eine Autoimmunkrankheit. Sie führt dazu, dass das Immunsystem den Dünndarm der Betroffenen angreift, nachdem sie Gluten zu sich genommen haben. Personen mit Zöliakie sind aber auch anfälliger für andere Autoimmunerkrankungen, wie z. B. eine Erkrankung der Schilddrüse. Andererseits tritt Zöliakie auch häufiger bei Menschen mit anderen Autoimmunerkrankungen auf. Dies ist bspw. bei Personen mit Typ-1-Diabetes, einer Erkrankung der Leber oder einer entzündliche Darmerkrankung der Fall. - Hautprobleme
Eine Glutenunverträglichkeit kann auch unser größtes Organ, die Haut beeinträchtigen. So kommt es bei einigen Zöliakie-Erkrankten zu einer so genannten Dermatitis herpetiformis. Dabei kommt es zu Bläschen auf der Haut, Rötungen, Quaddeln und starkem Juckreiz. Andersrum liegt fast jeder dieser Erkrankung eine Zöliakie zugrunde, die sich durch eine glutenfreie Ernährung deutlich bessern.Auch andere Hautkrankheiten können sich bei Betroffenen durch eine glutenfreie Ernährung positiv verändern. Hierzu gehört unter anderem die Psoriasis: Eine entzündliche Erkrankung der Haut, die durch Schuppenbildung und Rötung gekennzeichnet ist. Auch die Autoimmunerkrankung Alopecia areata, bei der es zu Haarausfall kommt, kann sich durch die Umstellung der Ernährung verbessern.
- Unerklärlicher Gewichtsverlust
Wenn es zu eine plötzlichen und unerwartete Gewichtsabnahme kommt, gibt dies häufig Anlass zur Sorge. Denn obwohl er verschiedenste Ursachen haben kann, ist ein unerklärlicher Gewichtsverlust eine häufige Nebenwirkung einer nicht diagnostizierten Zöliakie. Einer Studie zufolge haben zwei Drittel der Betroffenen sechs Monate vor ihrer Diagnose an Gewicht verloren. Der Gewichtsverlust erklärt sich durch verschiedene Verdauungsprobleme in Kombination mit einer schlechten Nährstoffaufnahme. - Eisenmangel und Blutarmut
Blutarmut aufgrund von Eisenmangel ist einer der weltweit häufigsten Nährstoffmangel. Eisenmangel führt kann zu unterschiedlichen Symptomen führen, wie niedrigem Blutdruck, Müdigkeit, Atemnot, Schwindel, Kopfschmerzen und Schwächegefühl. Bei Zöliakie wird die Nährstoffaufnahme im Dünndarm beeinträchtigt, was dazu führt, dass weniger Eisen aus der Nahrung aufgenommen werden kann. Eisenmangel kann daher eines der ersten Symptome einer Zöliakie sein. - Kopfschmerzen
Rund 10–12% der westlichen Bevölkerung leiden regelmäßig an Kopfschmerzen und Migräne. Studien zufolge sind glutenunverträgliche Personen anfälliger für Migräne und Kopfschmerzen. Wenn man regelmäßig ohne erkennbaren Grund darunter leidet, könnte es ein Indiz für eine Glutenunverträglichkeit sein. - Müdigkeit
Ein Trägheitsgefühl nach dem Essen ist meist nichts Ungewöhnliches – besonders nach einer deftigen Mahlzeit mit vielen Kohlenhydraten. Personen mit einer Glutenunverträglichkeit sind jedoch sehr anfällig für Müdigkeit und Erschöpfungserscheinungen, insbesondere nach dem Verzehr glutenhaltiger Lebensmittel. Studien zufolge zeigen 60–82% der Betroffenen davon betroffen.
Darüber hinaus kann eine Glutenunverträglichkeit Blutarmut durch Eisenmangel auslösen. Dies führt wiederum zu verstärkter Müdigkeit und Trägheit. - Depression
Jährlich leiden rund 6% der Erwachsenen unter Depressionen. Gefühle, wie Hoffnungslosigkeit und Trauer sind nur einige der Symptome, die für Betroffene und ihr Umfeld sehr belastend sein können. Es liegt der Verdacht nahe, dass Personen mit Verdauungsproblemen sowohl für Angstzustände als auch für Depressionen anfälliger sind. Dies ist besonders häufig bei Betroffenen mit Zöliakie der Fall. Denn Spekulationen zufolge kann eine Glutenunverträglichkeit den Serotoninspiegel negativ beeinflussen. Serotonin ist als eines der Glückshormone bekannt. Ist die Ausschüttung des Glückshormons verringert, kann dies Depressionen begünstigen. Bei der Aufnahme von Gluten können sich zudem die Peptide Exorphine bilden und das Zentralnervensystem stören. Die Veränderung der Darmmikrobiota kann ebenfalls das Zentralnervensystem beeinflussen und somit das Risiko einer Depression erhöhen. Mehrere Studien haben gezeigt, dass sich depressive Personen mit einer Glutenunverträglichkeit durch glutenfreie Ernährung besser fühlen. - Konzentrationsprobleme
Betroffene einer Glutenunverträglichkeit sind häufig vergesslich, haben Schwierigkeiten zu denken und fühlen sich geistig müde. Das Gefühl neben sich zu stehen ist ein häufiges Symptom für eine Glutenunverträglichkeit, unter dem bis zu 40% der Betroffenen leiden. Man nimmt an, dass dieses Symptom durch eine Reaktion auf bestimmte Antikörper in Gluten verursacht werden kann. Der genaue Grund ist jedoch noch unbekannt. - Angstzustände
Bis zu 30% der weltweiten Bevölkerung leiden ab und zu unter Angstzuständen. Hierzu zählen Gefühle der Sorge, Nervosität, Unruhe und Panik. Angstzustände gehen häufig mit Depressionen einher. Personen mit einer Glutenunverträglichkeit scheinen anfälliger für Angstzustände und Panikattacken zu sein. Studien zufolge leiden bis zu 40% der Personen mit einer Glutensensitivität regelmäßig unter Angstzuständen. - Gelenk- und Muskelschmerzen
Gelenk- und Muskelschmerzen können zahlreiche Ursachen haben. Theorien zufolge haben Menschen mit Zöliakie ein genetisch bedingtes überempfindliches Nervensystem. So kann es zu einer niedrigeren Schmerzschwelle kommen. Darüber hinaus können nahrungsbedingte Entzündungen bei Betroffenen zu unterschiedlichen Schmerzen führen, bspw. in Gelenken und Muskeln. - Taubheitsgefühl an Beinen oder Armen
Ein weiteres Symptom für eine Glutenunverträglichkeit ist die Neuropathie, bei der es zu Taubheit oder Kribbeln in Armen und Beinen kommt. Dieser Zustand tritt häufig bei Personen mit Diabetes und Vitamin B12-Mangel auf. Eine eingeschränkte Nährstoffaufnahme durch eine geschädigte Darmschleimhaut kann dies begünstigen. Personen mit Zöliakie und Glutensitivität haben daher ein höheres Risiko für Taubheitszustände in Armen und Beinen. Es besteht der Verdacht, dass es einen Zusammenhang zwischen diesen Symptomen und einer Glutenunverträglichkeit gibt. - Knochenschwund
Ein Mangel an Calcium und Vitamin D beeinflusst einen gesunden Knochenaufbau. Zusätzlich wirken sich Entzündungsreaktionen negativ auf die Knochendichte aus. Bei Betroffenen einer nicht erkannten Zöliakie besteht daher ein erhöhtes Risiko, an einer Osteoporose zu erkranken. Wenn eine Zöliakie festgestellt wird und Betroffene ihre Ernährung auf glutenfreie Kost umstellen, kann die Knochendichte aber wiederhergestellt werden.
Wenn du regelmäßig ohne erkennbaren Grund unter einigen der aufgeführten Symptome leidest, besteht die Möglichkeit einer Glutenunverträglichkeit. In diesem Fall kann ich nur empfehlen, dass du einen Arzt konsultieren solltest. Natürlich kannst du auch versuchen, vorübergehend testweise auf Gluten zu verzichten. So lässt sich festzustellen, ob sich die Symptome verbessern. Beachte jedoch, dass für eine ärztliche Untersuchung die Glutenaufnahme unverzichtbar ist. Denn nur dann kann eine zuverlässige Diagnose gestellt werden.